Die Interessengemeinschaft Meerschweinchen ist der Dachverband der Schweizer Meerschweinchenvereine, und vertritt die Interessen der Meerschweinchenzüchter und –halter bei Kleintiere Schweiz.
Die IG Meerschweinchen nimmt an Kleintierausstellungen und Präsentationen teil.
Ihr Hauptanliegen ist die Förderung der Meerschweinchenhaltung und ihrer Zucht und insbesondere die Information und Beratung.
Die Meerschweinchen, lateinisch Cavia aparea porcellus, kommen aus den südamerikanischen Anden, wo die Temperatur relativ konstant und das Klima recht trocken ist. Sie wurden schon vor mehr als 3000 Jahren domestiziert, und kamen im 16. Jahrhundert auch nach Europa.
Man nimmt an, dass sie bei uns Meerschweinchen heissen, weil sie übers Meer kamen und quieken wie ein Schweinchen (und auch ihr Körperbau hat mit dem eines Schweines ja gewisse Ähnlichkeiten).
Meerschweinchen sind tag- und dämmerungsaktive Tiere, deren Geruchssinn und Gehör besonders ausgeprägt sind. Sie gelten als Fluchttiere – darauf muss auch bei der Haltung als Haustier Rücksicht genommen werden, und es müssen ihnen Unterschlüpfe zur Verfügung gestellt werden.
Ausgewachsen werden Meerschweinchen 20 bis 35 cm gross. Die Böcke wiegen zwischen 1000 und 1600 g, die Weibchen 800 bis 1100 g.
Meerschweinchen gehören zur Familie der Nagetiere. Sie haben oben und unten je zwei wurzellose Schneidezähne, die ständig nachwachsen, und je 8, ebenfalls immer wachsende, Backenzähne. Dies ist besonders zu beachten bei ihrer Ernährung.
Eine weitere Besonderheit ist der Verdauungstrakt der kleinen Nager. Sie haben einen Stopfmagen. Die Verdauung geht nur weiter, wenn Nachschub kommt, deshalb sind Meerschweinchen fast pausenlos am Fressen. Die Nährstoffe aus der Zellulose entnehmen können sie dank dem extrem langen Blinddarm. Um die Vitamine aus dem Blinddarm aufnehmen zu können, müssen sie den Blinddarmkot fressen.
Die Lebenserwartung der Meerschweinchen beträgt 4 bis 8 Jahre.
Meerschweinchen wurden lange Zeit als ideales Haustier für Kinder angesehen. Klein und handlich, genügsam und wehrlos. Die allermeisten Meerschweinchen werden aber nicht gern in die Hand genommen, und eignen sich deshalb überhaupt nicht als Streicheltier. Auch haben sie ein ausgesprochenes Ruhebedürfnis, und sind kein Spielzeug, das zu ständiger Verfügung steht.
Als Beobachtungstiere bereiten sie aber Gross und Klein viel Vergnügen, und, unter Anleitung der Eltern, bieten sie auch viel Raum fürs Erlernen und schrittweise Übernehmen von Verantwortung.
Meerschweinchenhaltung ist nicht so anspruchslos, wie man immer meint.
Es gibt einige Anforderungen, die die Meerschweinchen erfüllt haben möchten, um glücklich zu sein.
Gesellschaft
Meerschweinchen sind Rudeltiere und dürfen nicht alleine gehalten werden. Einzelhaft ist Tierquälerei...
Zwei Tiere sind das Minimum, grössere Gruppen sind noch spannender.
Auch ein Kaninchen ist kein vollwertiger Partner. Wenn schon gemischte Haltung, sollen es von jeder Tierart zwei oder mehr Tiere sein, dann braucht es aber ziemlich viel Platz. Man sollte nur dann beide Tierarten gemeinsam halten, wenn man auch bereit ist, die Gehege auszubauen und zu unterteilen, falls es mal nicht mehr klappt.
Platz
Meerschweinchen sind bewegungsfreudige Tiere, die Platz brauchen. Mindestgrösse einer Unterkunft für zwei Tiere sollte 120 x 50 cm sein. Je grösser desto besser, selber bauen bietet meist mehr Platz als Standardkäfige. Etagenbretter vergrössern die nutzbare Fläche und bieten auch gute Verstecke. Ob die Meerschweinchen Rampen nutzen, oder Treppenabsätze brauchen, ist individuell verschieden. Meerschweinchen kann man sowohl drinnen als auch draussen artgerecht halten.
Da die Meerschweinchen Fluchttiere sind, brauchen sie genügend Unterschlüpfe und Verstecke, idealerweise solche, die mehr als einen Zugang haben, damit sie sich ausweichen können.
Ernährung
Grobes Heu ist das A und O. Insbesondere muss den Tieren auch Nagematerial (Äste etc.) angeboten werden, damit sie ihre ständig nachwachsenden Zähne abnützen können.
Gesundheitspflege
Vorbeugen ist besser als heilen! Meerschweinchen sind nicht sehr anfällig für Krankheiten. Wenn ihnen aber mal was fehlt, ist das meistens ein Fall für eine umgehende Tierarztkonsultation, da es sehr schnell lebensbedrohend ist. Der Gesundheitsvorsorge kommt ein hoher Stellenwert zu. Gesunde Ernährung, saubere Umgebung, friedliches Sozialleben (Stress schwächt die Immunabwehr) sind die Grundpfeiler.
Grundsätzlich gilt: Nichts ist unmöglich, aber natürlich gibt es Gruppenzusammensetzungen, die eher funktionieren als andere.
Und ganz sonnenklar: Kein Schwein ist gern allein - Einzelhaltung ist nicht artgerecht. Jedes Schweinchen braucht mindestens einen Kumpel. Auch ein altes, das sein Gspänli verloren hat, soll wieder eins bekommen....
Wenn man sich anguckt, wie die Tiere in Freiheit leben, ist schnell klar: Eine Familiengruppe besteht vor allem aus Weibchen und Jungtieren, aber ein Mann gehört natürlich dazu.
Ein Weibchen mit einem kastrierten Männchen bildet die kleinste Haremgruppe. Diese Kombination ist meist auch friedlich, wenn man sie in ausgewachsenem Alter zusammensetzt. Sie kann natürlich mit beliebig vielen Weibchen ergänzt werden - so es davon genug gibt. Oft sind Weibchen aber Mangelware, bloss Böckchen gibt es noch....
Es ist auch möglich, in einer gemischten Gruppe mehrere Kastraten zu halten - aber da geht nicht jeder mit jedem. Wichtig ist da vor allem, dass die Babyböcke gut sozialisiert wurden. Gruppen, die nur aus Kastraten bestehen, die als Babys zusammen gesetzt wurden, vertragen sich in der Regel auch gut.
Ein paar Tipps für Bockgruppen:
Wer auf Nummer sicher gehen will, nimmt frühkastrierte Böcke. Viele Züchter bieten solche zu günstigen Preisen an. Die Tiere möglichst vor Erreichen der Geschlechtsreife zusammen setzen (oder einen Babybock zu einem ausgewachsenen - mehrere erwachsene ist relativ heikel, kann aber auch klappen....)
Keine Weibchen in der Nähe - der Duft reicht manchmal aus, um aus zwei Freunden zwei Rivalen zu machen! Die Böcke nie mehr trennen. Wenn einer zum Tierarzt muss, geht der andere mit - sonst riechen sie nachher anders, was Grund zu Auseinandersetzungen geben könnte. Möglichst kein Wechsel des Territoriums (Vorsicht beim Rein- und Rauszügeln im Sommer)
Es braucht viel Platz, um sich aus dem Weg zu gehen - jeder möchte auch ein eigenes Versteck! Ausserdem sollten die Verstecke mehrere Ein- oder Ausgänge haben, und man sollte im Gehege möglichst keine Sackgassen einbauen, so dass keiner in die Enge getrieben werden kann.
Eine gerade Anzahl ist meist besser als eine ungerade. Drei sind besonders heikel, fünf geht oft gut, und wenn’s mehr als sechs sind, spielt’s eigentlich keine Rolle mehr, ob gerade oder ungerade.
Wenn’s Streit gibt, gut beobachten, und nur im Notfall eingreifen. Einmal getrennte Tiere können in der Regel nicht mehr zusammen gesetzt werden
Eins ist allein geblieben, was nun?
Jedes Meerschweinchen hat das Recht auf einen Artgenossen, auch ein älteres, dem das Gspänli gestorben ist, selbst wenn es selber nicht mehr lange zu leben hat. Aber nicht immer will man endlos lange Meerschweinchen halten. Da hilft oft eine Meerschweinchen-Auffangstation oder ein Züchter. Vielleicht kann man das verbliebene Tier dorthin bringen, wo es seinen Lebensabend in Gesellschaft verbringen kann, oder, noch besser, man holt ein „Neues“ zu sich. Mancherorts kann man auch ein Tier „ausleihen“, d.h. man kann es nach dem Ableben des andern wieder dorthin zurück geben. An solchen Orten bekommen Sie auch gute Beratung, wer sich eignen könnte als Kumpel.
Heu
Hauptfutter der Meerschweinchen ist Heu, Heu und nochmals Heu. Es muss ständig, rund um die Uhr, in genügender Menge zur Verfügung stehen. Meerschweinchen sind Tiere, die praktisch den ganzen Tag fressen, und immer nur wenig aufs Mal zu sich nehmen.
Das Heu soll grünlich sein und fein duften. Staubiges, schimmliges oder gelbes Heu soll nicht verfüttert werden. Die Verdauung der Meerschweinchen ist auf rohfaserhaltiges Futter ausgelegt – das Heu darf deshalb gern relativ grob sein. So werden auch die Backenzähne immer genügend abgenutzt. Lieber kein Emd (zweiter oder dritter Schnitt) oder belüftetes Heu füttern – das ist zu eiweissreich.
Grünfutter
Meerschweinchen können, wie wir Menschen, selber kein Vitamin C bilden. Deshalb sind sie auf regelmässige Zufuhr von Vitaminen durch Grünzeug angewiesen. Nicht zu viel aufs Mal geben, sondern lieber zweimal kleine Mengen füttern (gierige Tiere könnten sich sonst überfressen). Was nicht innert kurzer Zeit gefressen wurde, soll wieder weggeräumt werden, bevor es gärt und fault.
Gut geeignetes Saftfutter: Rüebli, Gurke, Fenchel, Peperoni, Randen, Sellerie, Topinambur, die meisten Salatsorten (Vorsicht mit Kopfsalat, sehr nitrathaltig), Spinat, Mangold, Tomaten (nichts Grünes!). Bei den Früchten eher kleinere Mengen wegen dem Zucker. Steinobst zurückhaltend füttern.
Zitrusfrüchte sind ok, werden aber nicht von allen Tieren gefressen. Kiwi, Erdbeeren, Melone, Trauben werden von den meisten gern verzehrt.
Zucchetti wären an sich ein gutes Futter, werden aber von den meisten Meerschweinchen liegen gelassen. Zurückhaltend verfüttert werden können Kohlarten: Kohlrabi, Broccoli, Chinakohl, da diese Gemüse blähen.
Für alle Nahrungsmittel gilt: Neue Sachen nur in kleinen Mengen verfüttern, damit sich der Körper (v.a. die Bakterien im Darm) daran gewöhnen kann.
Ungeeignete Gemüse: Alle Zwiebelgewächse, Bohnen, Aubergine, Avocado, Rhabarber.
Natürlich lieben die Meerschweinchen auch Grünzeug aus der Natur. Bitte aber nicht an Strassenrändern, Hundespazierwegen oder auf stark gedüngten Wiesen pflücken! Vorsicht mit Klee, der bläht stark. Es gibt auch draussen giftige Pflanzen – ein Pflanzenbuch oder die Giftpflanzendatenbank im Internet (www.giftpflanzen.ch) geben Auskunft. Bei den Kräutern soll man nicht zu einseitig füttern – manche enthalten sehr viel Mineralstoffe und können zu Blasensteinen führen.
Achtung: Im Frühling muss man sehr vorsichtig anfangen, Gras zu füttern, da es ansonsten heftigen Durchfall geben kann!
Vitamintropfen braucht es in der Regel nicht, sind allenfalls im Winter sinnvoll, oder bei geschwächten oder kranken Tieren.
Wasser
Die Meerschweinchen brauchen auch zu trinken. Wasser entweder in Nippeltränken (verschmutzungssicher) oder in standfesten Näpfen anbieten und täglich erneuern.
Trockenfutter
Getreide gehört eigentlich nicht zum natürlichen Speiseplan der Meerschweinchen. Tiere, die im Winter draussen gehalten werden, oder trächtige oder säugende Tiere haben einen erhöhten Energiebedarf – alle andern brauchen eigentlich kein Trockenfutter. Wenn Sie Fertigfutter verabreichen, kaufen Sie eine Mischung mit möglichst wenig Getreidekörnern, lieber ein Pelletfutter oder solches mit hohem Anteil an getrocknetem Gemüse und Kräutern. Auch knallbunte Bestandteile sind unnötig (enthalten oft schädliche Farbstoffe).
Ausserdem enthält gutes Pelletfutter die notwendigen Vitamine und Mineralstoffe in ausreichender Menge, und jedes Tier bekommt alle Nährstoffe, ohne fett zu werden, da es nicht einfach nur die Sonnenblumenkerne raussuchen kann.
Auch hartes Brot soll nur ausnahmsweise angeboten werden – die Tiere mögen es zwar sehr, es ist aber auch sehr kalorienreich. Natürlich muss es schön trocken sein und darf keinen Schimmel haben.
Zuckerhaltige Leckerlis gehören nicht auf den Speiseplan der Meerschweinchen!
Was sie hingegen schätzen, sind Knabberäste: Äste von Obstbäumen (bevorzugt Kernobst), Hasel, Weide, Birke, Ahorn, oder auch Fichte (Rottanne).
Verwöhnen kann man sie ab und zu mit ein bisschen Mais, oder ein paar Haferflocken. Aber bitte mit Mass – auch bei den Meerschweinchen bringt Übergewicht Gesundheitsprobleme....
Obwohl Meerschweinchen nicht sehr anfällig sind für Krankheiten, ist es wichtig, sie gut zu beobachten und regelmässig ihre Gesundheit zu kontrollieren.
Denn wenn einem Meerschweinchen etwas fehlt, ist es sehr häufig ein echter Notfall. Meerschweinchen als Rudeltiere zeigen sehr lange nicht, dass es ihnen nicht gut geht, und wenn wir es merken, ist es dann oft schon fast zu spät. Fressunlust, Abmagerung, Durchfall, Blähungen, Schnupfen, Husten, aufgeplustertes Fell oder eingefallene Augen sind alarmierende Krankheitsanzeichen, die nach sofortigem Tierarztbesuch verlangen.
Regelmässig kontrollieren muss man auch das Fell – dort nisten sich ab und zu Untermieter (Haarlinge, Milben etc.) ein. Auch Hautpilze kommen manchmal vor und müssen sofort behandelt werden (sind auch auf den Menschen übertragbar).
Ein anderes, nicht unübliches Problem sind Zahnfehlstellungen. Da die Zähne (Nagezähne ebenso wie die Backenzähne) zeitlebens nachwachsen, kann es sehr schnell zu Problemen führen, wenn einzelne Zähne ungleichmässig abgenutzt werden oder durch einen Unfall abbrechen. Leider gibt es auch ab und zu angeborene Fehlstellungen, die dann regelmässig durch den Tierarzt korrigiert werden müssen. Nur wer die Tiere regelmässig beobachtet beim Fressen und sofort eingreift (Tierarztkonsultation) wenn eines langsamer kaut als normal, hat eine Chance, es zu retten!
Die Eckpfeiler der Gesundheit der Meerschweinchen sind
Die Krallen müssen regelmässig kontrolliert und bei Bedarf geschnitten werden.
Meerschweinchen mit langen Haaren brauchen etwas mehr Pflege als ihre kurzhaarigen Verwandten. Sie müssen regelmässig gekämmt werden. Wenn man sie nicht ausstellt, empfiehlt es sich auch, die Haare auf maximal Bodenlänge zu kürzen. Auch eine regelmässige Gewichtskontrolle ist sinnvoll, da so viele Probleme früh erkannt werden können. Leichte Schwankungen sind normal – Unterschiede von mehr als 50 g pro Woche geben Anlass zur Sorge.